Die Debatten um islamische Bekleidungspraktiken sind seit Jahren immer wieder in den Medien präsent. Gerade Kopftuch und Burka werden dabei regelmäßig dazu benutzt, um sich am Verhältnis von Religionsfreiheit und Unterdrückung muslimischer Frauen abzuarbeiten. Dass die Verschleierung mittlerweile prinzipiell für den Islam und die damit im Westen verknüpften Ängste wie etwa vor Terrorismus steht, wurde eindrücklich gezeigt. Im arabischen Raum wurden die gesellschaftlichen Diskurse seit 2011 durch die Revolutionen in Ländern wie Tunesien und Ägypten erneut entfacht. In Bezug auf Bekleidungspraktiken und die Bedeutung des Kopftuches ist dabei insbesondere die Debatte im Iran interessant. Verschleierung hat hier eine wechselhafte Geschichte und ist immer schon auch ein politisches Zeichen gewesen.
In die weltweite Presse hat es dabei vor allem eine Aktion der in London lebenden iranischen Journalistin Masih Alinejad geschafft. Sie postete im Mai 2014 unter #MyStealthyFreedom ein Foto von sich, das sie ohne Kopftuch im Norden Irans zeigt. Nachdem ihr andere Frauen ähnliche Fotos zusandten, richtete sie einen eigenen Facebook-Account ein und rief iranische Frauen dazu auf, sich ohne Kopftuch zu fotografieren und diese Bilder bei Facebook und Twitter hochzuladen.
Da ich mich selber in einem westlichen Kontext bewege und somit auch eher mit Darstellungen über Muslima in Kontakt komme, war es für mich spannend, mich näher mit der Selbstdarstellung dieser Frauen zu befassen. Auf den oben basierenden Überlegungen habe ich mich mit dem Verhältnis von Verschleierung und gesellschaftlichen Aushandlungen im Iran beschäftigt. Ausgehend von den Bildern unter #MyStealthyFreedom habe ich mit Hilfe der Grounded Theory die Postings analysiert und Differenzkategorien herausgefiltert. Die leitende Fragestellung war hierbei: Welche gesellschaftlichen Aushandlungsprozesse finden im Iran anhand der Dress-Norm und -Praktik der Verschleierung statt?