Interview mit Petra Eller

Fragen zum Projekt

Das folgende Gespräch führte Christian Petersen mit Dozentin Petra Eller in ihrem Büro am Institut für Materielle Kultur

Können sie die Eckdaten des Projekts noch einmal in drei Sätzen umreissen?

Im Rahmen des 40 jährigen Jubiläums der Universität entstand Idee, sich mit der Jungen Modegeschichte zu beschäftigen. Das endgültige Publikationsformat, also ob ein Buch, eine Ausstellung oder eine Modenschau oder etwas ganz anderes entsteht, war zu Beginn nicht festgelegt. Die Studierenden hatten daher relativ viel Handlungsspielraum, sie sollten sich nicht nur mit dem Thema und den Inhalten auseinandersetzten sondern auch mit dem Format, wie die Ergebnisse schließlich einer außeruniversitären Öffentlichkeit zugängig gemacht werden sollen

Was hat Sie am Thema besonders gereizt?

In Bezug auf jüngere Geschichte ist die Quellenlage einfach sehr gut. Wir haben in unseren Archiven Material, z.B. Versandhauskataloge, welches dazu untersucht werden kann. Und vor allem können Mitmenschen befragt, interviewt werden, die die Zeit miterlebt haben. Das fand ich an dem Thema besonders reizvoll. Außerdem ist der universitäre Kontext den Studierenden natürlich auch sehr nah und ich denke es war spannend, sich durch die Recherchen zur Mode/Bekleidungsgeschichte auch mit der Geschichte der Universität auseinanderzusetzten und auch regionale Bezüge zu finden..

Worin liegt der neue Ansatz?

Bisher habe ich Projekte mit klaren Zielvorageben angeboten: z.B. Kostüme für eine Musikrevue als Interdisziplinären Projekt der Institute MKT und Musik oder einen Raum in einem Kindergarten umgestalten. Diesmal war das Ziel zu Beginn noch nicht klar ausdifferenziert und die Studierenden konnten Einfluss darauf nehmen, Ideen und Wünsche einbringen.

Ist das Projekt/ der Ansatz typisch für das Institut?

Nein, so offen ist es in der Regel in meinem Studienbereich nicht, es gibt wie schon gesagt, klare Ziele wie auch im aktuellen Fall wieder Kostüme für eine Theateraufführung entwickelt und angefertigt werden sollen. Wie haben die Studierenden auf ihre Aufgabe reagiert? Das Thema wurde gut aufgenommen. Die Möglichkeiten, die die Offenheit bot, wurde allerdings nicht genutzt. Letztlich habe ich das Ziel initiiert, Kontakte wahrgenommen und das Publikationsformat vorgeschlagen. Von den Teilnehmerinnen kamen leider keine Gegenvorschläge – es wurde akzeptiert.

Was war das Lernziel für die Studierenden?

Das oberste Lernziel ist selbstorganisiertes Arbeiten, d.h. Selbstständigkeit bei der Entwicklung von Themen – d.h. insbesondere selbst einschätzen zu können, was und in welchem Umfang zu einem Oberthema recherchiert wird um eine Fragestellung zu einem vertiefendem Thema zu entwickeln. In diesem Beispiel gab es folgende Vertiefungsthemen: Student_innen und ihre Taschen, Sportmode im Alltag, Shoes Reloaded, Die mediale Darstellung von Schuhen 007 – ein Anzug schreibt Geschichte, Kravatten im Wandel der Zeit…,“Kleidet Ihr Euch wie Eure Eltern?“. Der nächste Schritt ist dann die Ausarbeitung, hier geht es vor allem um Organisation/Arbeitsplanung und schließlich die Umsetzung: für die Präsentation galt es, die Untersuchungen und/oder Untersuchungsergebnisse zu Visualisieren. Teilweise wurden neue Objekte Angefertigt – wie diese Schuhe, die die Untersuchungen interpretieren.

Gab es Schwierigkeiten oder Kontroversen während der Durchführung?

Es gibt immer wieder Probleme mit dem selbstorganisierten Arbeiten zwischen den Veranstaltungssitzungen. Da fehlt einfach die Kontinuität, wenn die Gruppe sich in wochen- oder 14-Tage-Rhythmus trifft und das wirkt sich nicht positiv auf die Qualität der Ergebnisse aus. Dann gab es einen großen Konflikt bezüglich der Ausstellungsdauer. Die Ergebnisse wurden während des Sommerfests im Unikum für einen Nachmittag im Unikum gezeigt. Einige Studierende hatten das Gefühl, der Aufwand für so eine kurze Phase stünde in keinem Verhältnis.

Sind Sie Zufrieden mit dem Verlauf/Resultat? Würden Sie in Zukunft Dinge anders angehen?

Viele Studierende sind hochmotiviert und engagiert, da macht die Arbeit ganz viel Spaß. Die Situationen die Problem verursachen und damit Unzufriedenheit nach sich ziehen, beruhen auf unterschiedlichen Interessenslagen. Die Gruppen sind nicht homogen. Wenn ein Projekt besucht wird, um die KP zu bekommen, kann ich nicht so viel von den Studierenden erwarten. Es ist schwer zu ertragen, wenn es nicht so gut wird, wie es hätte werden können. Ich muss mich in die Situation der Studierenden versetzten: wie ist deren Lernzuwachs? Was habe Sie aus sich herausholen können. Am Ende bin ich immer wieder erstaunt, wie gut die Ergebnisse sind und das ist dann die Bestätigung, dass was Gutes passiert ist.

Sind durch das Projekt neue Erkenntnisse im Forschungsfeld entstanden?

Die theoretische Bearbeitung ist bei meinen Projekten nicht der Schwerpunkt. Es gibt einige Themen, die für die Studierenden das Potential für eine BA-Arbeit haben und das wird auch gelegentlich aufgegriffen: z.B. der Generationenvergleich als Frage nach biografischer Stil- und Geschmacksbildung. Oder die Entwicklung der Sportbekleidung und deren Einflüsse auf Mode… Ach ja, und eine Studentin arbeitet immer noch an einer zusätzlichen Studienleistung und wird eine kleine Broschüre zu 40 Jahre Modegeschichte sowie die individuellen Themen der Studierenden entwickeln.

Gibt es Anknüpfungspunkte für neue Projekte?

Wir haben inzwischen viele KooperationspartnerInnen, so dass wir die Möglichekiten und Themen gar nicht bedienen können. Aktuell arbeiten wir wieder mit dem Unitheater zusammen, diesmal für Kostüme. Nächstes Jahr soll es wieder ein Kooperationsprojekt mit dem Institut für Musik zum Thema: Musik und Gender geben. Und der Kindergarten hat auch wieder angefragt….

Vielen Dank für das Gespräch!