Eine kulturanalytische Untersuchung zur (Re-)Produktion und ästhetisierten Inszenierung von Männlichkeit(en) in zeitgenössischen Rennradkulturen
Schon seit Jahren kann vor allem in Großstädten ein enormer Rennradtrend beobachtet werden. Viele Menschen nutzen das Transportmittel zusätzlich zum Sport- und Arbeitsgegenstand immer häufiger als modischen Alltagsgegenstand.
Bereits im Alltag lässt sich beobachten, dass sich insbesondere (junge, schlanke) Männer mit einem ganz bestimmten (Kleidungs-)Stil mit dem Rennrad auffällig (anders) im urbanen Raum bewegen. Dabei lässt sich immer mehr die Herausbildung einer spezifischen männlichen subkulturell verorteten Rennradästhetik beobachten. Die folgende Untersuchung widmet sich eben jener Rennradästhetik insbesondere in Hinblick auf die daraus resultierende (vornehmlich subkulturelle) Differenzerzeugung im kulturellen Raum. Es gilt demnach zum einen, diese neue Rennradästhetik genauer auf ihre ausgeführten dress- und Körperpraxen zu untersuchen. Zudem soll deren kulturelle Bildsprache in seiner komplexen visuellen und sozialen Codierung hinterfragt werden. Diese Arbeit geht dabei in kulturanalytischer Tradition davon aus, „[…] that the visual is central to the cultural construction of social life in contemporary Western societies“ (Rose 2007: 2). In der Untersuchung widme ich mich zudem ausschließlich männlichen bzw. männlich gelesenen Körpern. Der Begriff Männlichkeit geht dabei auf die Men‘s Studies Forscherin Raewyn Connell zurück. Männlichkeit sei demnach „[…] soweit man diesen Begriff in Kürze überhaupt definieren kann – eine Position im Geschlechterverhältnis; die Praktiken, durch die Männer und Frauen diese Position einnehmen, und die Auswirkungen dieser Praktiken auf die körperliche Erfahrung, die Persönlichkeit und Kultur“ (ebd. 91).
Die Untersuchung spezialisiert sich hierbei auf die fotografisch inszenierte und online geteilte Rennradästhetik. Dazu wird das visuelle Material dem beliebten sozialen Netzwerk / der Fotoplattform Pinterest entnommen und auf die Frage hin untersucht, was die fotographische Inszenierung von aktueller männlicher Rennradästhetik auf der Fotoplattform Pinterest über die (Re-)Produktion und Rezitation von (subkulturell situierter) Männlichkeit zu verstehen gibt. Methodisch verwendet diese Arbeit hauptsächlich die von Gillian Rose vorgestellte kompositionelle Bildanalyse sowie anteilig Elemente der Semiologie wie der Inhaltsanalyse.