Petra Eller (Textildesignerin)

Mein textiles Gen habe ich von meiner Mutter geerbt. Sie brachte mir die Grundlagen des Nähens, Stickens und Häkelns bei und stellte die Weichen für einen respektvollen Umgang mit Dingen und Materialien. Mir war früh klar, dass ich mich beruflich entsprechend verwirklichen wollte. Die Ausbildung zur Bauzeichnerin in den späten 80er war nur ein Kompromiss sodass ich anschließend an der Gesamthochschule Kassel Textildesign studierte. Das Studium war ausschließlich selbstorganisiert und eröffnete daher viele Spielräume, denen ich gern und ausdauernd nachging. (Ich studierte weit über die Regelstudienzeit hinaus).

Die Dimensionen von theoretischen Kontexten und Forschung eröffneten sich mir am Goldsmith’s College in London, wo ich 1994-95 den Master of Fine Arts in Textiles als Stipendiatin des DAAD studieren konnte.

In meiner Abschlussarbeit beschäftigte ich mich mit Vorstellungen von „Körper“, die sich im Textilem materialisieren. Mich faszinierte, wie Rei Kawakubo (COMME des GARÇONS) den (weiblichen) (menschlichen) Körper interpretiert und Materialien, Kleidung sowie das sich kleiden grundsätzlich hinterfragt. Die Kleidungsstücke meiner Abschlusskollektion „Clothes house the body“ entstanden ohne Schnittmuster, ohne Maßnehmen, ohne Anprobe. In einer speziellen Technik nähte ich Schrägstreifen spiralförmig aneinander und formte dabei „imaginierte“ Körper. Ich verwendete für die Arbeit überwiegend „Rags“, Materialien, die ich auf dem Flohmarkt in Deptford kaufte, beispielsweise Lambswool Pullover, Löschdecken, Wollplaids. Deren Ästhetik und die Mysteriösität beschäftigen mich nach wie vor. Altkleidern, ausgedienten Materialien und  Dingen finden immer wieder Eingang in Designprojekte und künstlerischen Arbeiten. (DSMTP – Handtaschen aus Wollpullis seit 1998, Interieur-Objekte und Shibori-Textilien.)

Seit 1997 lebe und arbeite ich in Oldenburg. In der Lehre ist es mir wichtig, westlich orientierte Regeln der Körper- und Kleidungsgestaltung zu hinterfragen und es macht mir Spaß, mit Studierenden alternative Gestaltungslösungen zu entdecken.