Prof. Dr. phil. Karen Ellwanger, Kulturwissenschaftlerin/Europäische Ethnologin
Dr. phil. Lüder Tietz, Ethnologe, M.A., Dipl.-Psychologe
Carolin Krämer, M.A., Museumswissenschaflerin/Kunsthistorikerin
Nina Ahokas
Materielle Kultur – aus kulturwissenschaftlicher Sicht geht es nicht nur um Dinge und ihre Beschaffenheit, Form und Funktion, sondern um die Geschichten und Bedeutungen, die in ihnen stecken. Man könnte deshalb auch von „materialisierter“ Kultur sprechen. Unser Schwerpunkt liegt auf der Alltagskultur der Moderne. Da tauchen eine Menge Fragen auf. Wer, welche Individuen, Haushalte, Subkulturen, Gesellschaften, hatte wann welche und wie viele Dinge? Massenhaft produziert, leicht verändert, selbst gemacht? Was sagt das über soziale und kulturelle Teilhabe? Über Ausschlüsse und Abgrenzungen? Wie werden Dinge benannt, sortiert, zusammengestellt? Was sagt das über Denkschemata? Welche Dinge bewahren wir auf, an welchen hängt das Herz? Was sagt das über Emotionen und Gewohnheiten? Welche Dinge werden im Museum gesammelt? Wie kommen sie dorthin? Was sagt das über das kulturelle Gedächtnis unserer Gesellschaft und seine Wächter? Welche Spuren sind auf Dingen zu finden (nicht nur für Sherlock Holmes interessant)? Vor allem aber: welche Spuren hinterlassen sie in unserem Leben?
In Oldenburg beschäftigen wir uns am liebsten mit Kleidung. Denn sie ist einerseits zentraler Bestandteil materieller Kultur und hat andererseits einen unübersehbaren Bezug zum Körper. Deshalb kann sie unsere Haltung, unsere Gesten nachhaltig prägen. Kleidung stellt Geschlechterbilder und soziale Unterschiede dar – und damit täglich her; über Kleidung werden „die Anderen“ ethnisiert. Wegen der Körpernähe und direkten Sichtbarkeit erscheinen uns die Ergebnisse solcher Zuschreibungen einsichtig, sogar „natürlich“. Dies systematisch zu untersuchen, die damit verbundenen Mentalitäten und Machtstrukturen zu entschlüsseln, gehört zum Kern kulturwissenschaftlichen Arbeitens.